Liebe Heidi

Ich, Malou lebe mich in Schwarzenburg von Tag zu Tag besser ein. Ich kann sagen, da bin ich total angekommen.
Meine Fürsorgegaranten behandeln mich zwar immer noch wie eine Welpe, dabei bin ich doch bereits ein grosser stolzer Hund ganze 44 cm gross und 8‘400 Gramm schwer. (Stand 15.01.2016.)
Am letzten Sonntag, da haben wir den Bruder von Uschi besucht. Der hatte Geburtstag. Natürlich war die ganze Familie anwesend, seine Frau ist Spanierin und alle sprechen spanisch, da fühlte ich schon ein wenig meine Wurzeln, denn ich kam sofort mit allen sehr gut aus und ihnen blieb auch nichts anders übrig.

Aber der Reihe nach, du wirst es dann auf den Bildern sehen. René kaufte mir einen schönen roten Stiefel. Allerdings wollte ich diesen nicht anziehen, schliesslich ist das Wetter schön und trocken. Da hatte ich gar kein Verständnis und habe mich artig dagegen gewehrt.
Doch es half alles nichts und ich musste einen Testlauf absolvieren. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt, doch es liess sich ganz gut marschieren mit dem 7-Meilenstiefel.

Bald sollte ich merken, dass genau dieser Stiefel mir eine wunderbare Welt eröffnen wird. Denn der Winter hielt Einzug in Schwarzenburg mit Schnee und Eis und Dank diesem Stiefel konnte ich Trotz Verband in der weissen Pracht herumtollen. Wenn ich mal im Überschwang hinfalle, dann tut nichts weh, denn der Schnee ist weich wie Watte.
Und ich konnte meiner liebgewonnen Beschäftigung, cerca, auch im Schnee voll und ganz ausleben.

Cerca=suchen und das geht so, René nimmt aus der Lecky-Büchse zwei Bisquetten, das habe ich schon zu Hause bemerkt, in seine Tasche. Ich dachte, diese bekomme ich dann als Belohnung wofür auch immer.
Aber nein, als wir im Gelände sind werde ich von Uschi an der kurzen Leine gehalten und muss zusehen wie René eine Bisquette aus der Tasche zieht und mit komischen langen Schritten in ein Feld geht. Nun beginnt er ein Viereck abzutrampeln und beginnt die Bisquette in lauter kleine Stückchen zu brechen.
Ohjeeh, nichts mit einer raschen Snack. Ich ahne es schon das gibt eine richtig Sucharbeit, denn er verteilt diese feinen Stückchen in dem Viereck. Dann kommt er zu mir, ich habe Uschi schon fast umgerissen vor Ungeduld und ich werde an der langen Suchleine Angeschnallt.
Jetzt kommt das Zauberwort cerca Malou cerca, ich stürme los und cerca, cerca, cerca… natürlich habe ich eine sehr feine Nase und habe sofort bemerkt, dass die Bisquetten-Bröckli nur im Viereck zu suchen sind und ich suche bis ich das Hinterletzte gefunden habe. Überflüssig zu sagen, dass die alle sofort in meinem Bauch landeten. Nun hatte ich auch das begriffen. Das Suchen und fressen machte noch mehr Spass, als den Stängel am Stück runterzuwürgen…

Aber es kommt noch besser.
Ich werde wieder von Uschi an die kurze Leine genommen. René geht wieder ins Feld, zieht die zweite Bisquette aus dem Sack, aber diesmal macht er eine Spur und lässt wieder kleine Stückli der Bisquette in seine Tritte fallen.
Hui, das sieht vielversprechend aus, das ist kein Problem für meine Nase. Wieder an der Suchleine finde ich Renés Spur ohne Probleme. Doch ich bin ein junger Spring-ins-Feld und rase förmlich in der Spur, so entgehen mir die ersten Gooddeli, doch ich merke bald, da sollten noch mehr sein. Also laufe ich auf der Spur zurück und finde alle, alle! Natürlich bekomme ich ein dickes Lob von Uschi & René: Brava cerca Malou!

Und am Schluss der Übung schnappe ich mir noch eine Glace, sprich eine Schnauze voll Schnee. Schade hatte ich keinen Spieglein an der Wand, denn nun habe ich auch so einen schönen weissen Bart wie René.

Natürlich gibt es zwischendurch noch andere Spaziergänge, nur so, dass ich eben nicht einroste…

Aber manchmal ist der Winter schon ein wenig hart und vor allem morgens habe ich es gar nicht eilig nach draussen zu gehen an die Affenkälte, da kuschle ich mich lieber ganz eng an René auf dem Kanapee und gebe vor noch tief zu schlafen.
Doch das gelingt mir nicht immer.
Plötzlich muss ich dann laut gähnen und sperre mein Maul voll auf. Das Beste ich konnte auch René mit dem Gähnen anstecken, der reisst nun das Maul auch auf und wir gähnen zusammen um die Wette. Das heisst dann, wir können noch ein wenig länger zusammen auf dem Kanapee bleiben.

Ja, so vergehen die Tage und das einzige das mich plagt, ist der Verband an meinem gebrochen Bein und dieser muss jedes Mal, wenn wir nach draussen gehen, mit dem schönen roten Stiefel geschützt werden.

Mittlerweile macht aber das An- und Ausziehen richtig Spass, ja, das kann nicht oft genug geschehen, denn als Belohnung bekomme ich jeweils ein sehr leckeres Goodeli und viel Lob, da hat er mich ganz schön in den Stiefel gewickelt J.

Am letzten Freitag, 15.01.2016, waren wir wieder beim Onkel Doktor und der war sehr zufrieden, alles sieht tip top aus.

Das bedeutet für mich, ich habe weiterhin einen Freipass für cerca. Schade, kann ich meine Begabung nicht meinem Wohlener-Rudel vorführen, die wären sicher auch ganz stolz auf mich und wer weiss, vielleicht läge da auch noch eine kleine Belohnung drin?
Jedenfalls grüsse ich und die Schwarzenburger euch alle ganz fröhlich… Wau, Schleck und Wedel J J J

U&R&M&M


21. Januar 2016